traditioneller Hanbok |
Wie jedes Jahr wird am 15. Tag des 8.
Monats des Mondkalenders genau an Vollmond (also Heute), Chuseok (추석) gefeiert, was so
etwas wie das Erntedankfest und gleichzeitig auch das Fest zu Ehren der Vorfahren
ist. In Korea ist es das wichtigste Fest des Jahres und der
Vorbereitungswahnsinn geht schon Wochen vorher in die erste Runde – es müssen
nämlich jede Menge Geschenke besorgt werden. Da man zu dieser Zeit nicht nur
seiner Familie sondern auch allen möglichen Menschen, wie Bekannten,
Geschäftspartnern und auch anderen die in irgendeiner geschäftlichen Beziehung
zu einem stehen, also auch seinem Wasser- oder Milchlieferanten,
Haushaltshilfen, soweit man welche hat, zum Dank für die guten Beziehungen im
letzten Jahr Geschenke überreicht und man sich nicht bei jedem einzelnen etwas
anderes einfallen lassen muss, bieten Supermärkte und Kaufhäuser spezielle
Geschenkesets an, die aus Lebensmitteln, Fisch, Fleisch, Obst aber auch aus
Gesundheits- und Hygieneartikel bestehen.
Wobei sich mir noch nicht wirklich
erschlossen hat, warum man sich ausgerechnet Haarshampoos und Spülungen oder
aber auch einfach nur Thunfisch in der Dose schenkt?
Da die Tage vor und nach dem eigentlichen Chuseok-Tag zu
Feiertagen gemacht wurden, können die Familien auf dem Land besucht werden,
denn traditionell wird an Chuseok die Familie des Vaters bzw. Ehemanns
besucht, um dort das Ahnengedenkritual Charye (차례) abzuhalten. Für die
wenigen Menschen, die in Seoul bleiben ist das gut, für alle anderen schlecht,
denn es fahren wohl ca. 75% aller Koreaner an Chuseok zu ihrer Familie,
weshalb das Verkehrsnetz komplett überlastet ist und somit die Feiertage mit
einem gemeinschaftlichen Stau beginnen und enden.
Charye (차례, Ahnenzeremonie)
hier mal eine gestellte Zeremonie für wissbegierige Ausländer |
Am frühen
Morgen des Chuseok-Tages versammelt sich die Familie im Haus der Großeltern
väterlicherseits oder dem des ältesten Sohnes, um eine Zeremonie zu Ehren der
Verstorbenen abzuhalten. Die
Zeremonie wird direkt an der gut gefüllten Ahnentafel, die meist die Frauen der
Familie tagelang vorbereitet haben, abgehalten. Damit ist wirklich „tagelang“
gemeint, da extrem viele unterschiedliche Speisen besorgt, vorbereitet und
gekocht und für die Zeremonie in einer bestimmten Reihenfolge auf den Tisch
angerichtet werden müssen. Die Speisen, die Menge
(immer eine ungerade Zahl) und die Anordnung sind bis ins kleinste Detail geregelt,
z.B.: in der ersten Reihe frische und getrocknete Früchte und Reiskekse; in der
zweiten Reihe folgt Spinat, Ginsengwurzel, Adlerfarn; die dritte Reihe besteht
aus Variationen von Gebratenem, wie Gemüsepfannkuchen, Rindfleisch, Fisch,
Gemüse, Tofu usw. Alle Speisen werden ohne Knoblauch und Chili zubereitet
(gerade das, was sonst in fast jedem Essen enthalten ist, das müssten die Ahnen
eigentlich mögen...), um die (guten) Geister des Hauses nicht zu vertreiben.
Nach der Zeremonie verlassen alle
Familienmitglieder den Raum, damit die Geister der Ahnen sich über die leckeren
Speisen und Getränke hermachen können. Nach Ablauf einer gewissen Zeit, um die
Ahnen bei ihrem Mahl nicht zu stören, dürfen alle wieder das Zimmer betreten
und sich nun auch endlich selbst von dem Essen etwas nehmen. Wahrscheinlich
muss dann erst mal kräftig nachgewürzt werden...
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